Ausstellung in der Galerie Koch zeigt „Vom Stadel zum Wolkenkratzer“

Der Ausstellungstitel ist ein wenig sperrig, die Schau selbst hingegen nicht: „Vom Stadel zum Wolkenkratzer“ nennt die Galerie Koch eine Auswahl von Architekturdarstellungen und mischt dabei nach bewährter Manier Stars der Klassischen Moderne mit Geheimtipps.
HANNOVER. Das Kronjuwel der Ausstellung hängt gleich vorne im Eingangsbereich: Die „Abendlandschaft mit Mühle“ von Emil Nolde, um 1925 in typisch farbstarker Manier gemalt, fällt sofort ins Auge und hat ihren Preis. Der nur auf Anfrage bekannt gegeben wird – extrem zurückhaltend ausgedrückt, ist der Erwerb dieses Werks mit der üblichen Portokasse nicht zu stemmen.
Auch Ernst Ludwig Kirchner findet sich im Galeriebestand: Die „Landschaft bei Moritzburg“ zeigt einmal mehr, dass der Mitbegründer der „Brücke“-Gruppe gerade im skizzenhaften Sektor sehr viel zu bieten hatte. Sein Kollege Karl Schmidt-Rottluff, mit dem er sich später heillos zerstritt, ist ebenfalls vertreten, und zwar mit einem charmant aquarellierten Leuchtturm.
Das war‘s aber immer noch nicht mit den ganz großen Namen. Eine Arbeit von Lyonel Feininger ist dabei, und wer noch nicht wusste, dass der Dichter Hermann Hesse auch als Malertätig war, staunt vielleicht über dessen hier gezeigten Ausflug in eine gemäßigte Kubismus-Spielart.
Im Bereich der Nachkriegskunst stechen zwei kleinformatige, aber gewohnt kraftvolle Arbeiten von Emil Schumacher hervor, die sehr deutlich an der Grenze zur Abstraktion kratzen. Erheblich konkreter, aber nicht minder interessant fällt Werner Heldts Kohlezeichnung einer tiefengestaffelten Häuserszenerie von 1947 aus. Bei der Annäherung an die Jetztzeit begegnet dem Besucher unter anderem das „Woolworth Building“ von Richard Estes, der beispielhaft demonstriert, warum der Fotorealismus ebenso heißt.
Dass die Arbeiten von Andrea Neuman ebenfalls an Fotografien erinnern, ist insofern kein Wunder, als die Künstlerin tatsächlich Ablichtungen als Grundlage benutzt. Die allerdings digital bearbeitet und auf Aluminium ausgedruckt, also nachhaltig verfremdet werden – die hier ausgewählten Exemplare wirken ein wenig manieriert. Ein Stammgast in der Galerie Koch ist Horst Antes, der nicht nur die berühmten Kopffüßler geschaffen hat, sondern auch eine Serie stark reduzierter Bilder von fenster- und türlosen Häusern.
Solche Formen finden sich, sogar in dreidimensionaler Gestalt, auch bei Hannovers Totalkünstler Timm Ulrichs. Er hat seine Betonhäuschen vor „Versteinerte Himmel“ gesetzt, die ihren Titel aus gutem Grund tragen: Die Strukturen auf den Marmorplatten im Bildhintergrund erinnern in der Tat an Wolken. Sehr genau hinschauen muss man bei den Arbeiten von Thomas Cena, dessen feinsinnige Arbeiten mit Silberstift auf grundiertem Papier sich dem Auge erst nach und nach erschließen.
Fazit: Zu sehen gibt es hier sehr viel. Übrigens auch schon von der Straße aus – die Galerie bindet ihre Schaufenster gern in die Ausstellungspräsentation ein.
Die Ausstellung „Vom Stadel zum Wolkenkratzer“ ist noch bis zum 7. April in der Galerie Koch in Hannover zu sehen.
![]() 19.04.2018
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