70 Jahre VHS Celle: Mit zweiter Chance zum Traumberuf

Immer hatte Adam Fronia das Gefühl: Ich kann doch mehr als Hauptschule. Mit Ende Zwanzig startet er nochmals durch, holte mit Hilfe der Volkshochschule (VHS) Celle den Realschulabschluss nach und erhielt endlich einen Ausbildungsplatz.
CELLE. „Ich bin total glücklich. Ich habe einen Ausbildungsberuf gefunden, der mir viel Spaß macht und mir außerdem eine sehr gute Zukunft in Aussicht stellt“, sagt Adam Fronia. Der ehemalige Teilnehmer des Tageslehrganges Realschulabschluss der VHS Celle ist gerade im zweiten Lehrjahr zum Tischler. Dass er mit Begeisterung von seiner Ausbildung berichten kann, verdankt er auch einer kurzen Begegnung beim Einkaufen.
Adam Fronia hat bereits viel in seinem Leben erlebt. Mit zwei Jahren kam er mit seiner Familie von Polen nach Deutschland. Zu Hause wurde nur Polnisch gesprochen. So lernte Adam erst im Kindergartenalter Deutsch. „Klar, dass man da schulisch nicht ganz so hoch denkt“, so Fronia. Er machte den Hauptschulabschluss, ein Grundbildungsjahr an der Berufsschule und anschließend den Grundwehrdienst. Aber – ihm war auch immer klar, dass er mehr kann, dass er auf alle Fälle noch gern den Realschulabschluss nachholen möchte.
Es war seine Mutter, die den heute 31-Jährigen auf die Möglichkeit des Zweiten Bildungsweges an der VHS Celle hinwies. Manchmal nimmt dann aber so ein Entschluss nicht den geraden Weg. Bei seiner ersten Teilnahme am Vorbereitungslehrgang der VHS auf die staatliche Prüfung zum Erwerb des Realschulabschlusses hat ihn der Nebenjob auf dem Weihnachtsmarkt gestoppt.
„Irgendwie war man kaputt und hat den Unterrichtsbesuch immer wieder aufgeschoben“, erzählt der sympathische Wahl-Celler. „Die anderen haben dann ihre Prüfung gemacht und ich selber konnte mich über viele Jahre nicht aufraffen, vielleicht habe ich mich auch einfach nicht getraut, diesen Weg noch einmal in Angriff zu nehmen.“
Stattdessen arbeitete Fronia, nahm unterschiedliche Jobs an, verdiente Geld und drängte den Gedanken an seine Zukunft möglichst zur Seite. Sieben Jahre lagen zwischen seinem ersten und dem zweiten Anlauf, am Lehrgang teilzunehmen.
Ein Glücksfall war eine kurze Begegnung beim Einkaufen mit der Fachbereichsleiterin für den Zweiten Bildungsweg an der VHS Celle. „Es waren nur ein paar aufmunternde Sätze, ohne Rückblick auf Vergangenes in der Form von ‚Wieso, weshalb, warum haben Sie nicht…‘, sondern einfach die Aufmunterung, noch einmal zu kommen“, erinnert sich Adam Fronia. „Vorgefunden habe ich eine tolle Gruppe. Mir machte es Spaß zu lernen, ich hatte Erfolge, habe noch eine zusätzliche EDV-Prüfung gemacht und zum Schluss einen guten Abschluss hingelegt.“
Der Realschulabschluss ermöglichte es ihm, die Ausbildung zum Tischler zu beginnen. „Arbeiten mit Holz mochte ich schon immer“, sagt Fronia. Und er fügt hinzu: „Jetzt läuft alles rund, nicht nur beruflich: Ich bin außerdem noch Vater geworden und seit kurzem stolzer Besitzer eines Schrebergartens.“
![]() 19.04.2018
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