In der Nacht zum Donnerstag, 22. März, seien Helikopter so niedrig über den Stadtteil Heese hinweggeflogen, dass Anwohner in der Königsberger Straße aus dem Schlaf gerissen worden seien und die Gläser in den Schränken geklirrt hätten, berichtet Jedamzik. Ein böses Erwachen habe es am nächsten Morgen für die Küsterin der Pauluskirche einige Meter weiter an der Rostocker Straße 90 gegeben: "Sie fand die größte Orgelpfeife auf dem Steinfußboden im Altarbereich liegend vor." Die Pfeife sei 3,14 Meter lang und zwischen 30 und 40 Kilogramm schwer. Glück im Unglück: Das tiefe "C" habe nur knapp das Taufbecken und ein Klavier verfehlt. Jedamziks Vermutung: "Durch ihr Eigengewicht sowieso am stärksten belastet, war die Pfeife offenbar durch die nächtlichen Schwingungen und Erschütterungen kollabiert und aus ihrer Halterung gerissen worden."
Oberstleutnant Jörn Rohmann ist Kommandeur des Wietzenbrucher Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit, von dem aus kürzlich unter anderem niederländische Luftlandesoldaten mit schweren „Chinook“-Militärhelikoptern in Trainingseinsätze gestartet sind. Auch deutsche Fallschirmjäger wurden zur Absprungzone auf dem Scheuener Standortübungsplatz geflogen. Normalerweise vermeiden Luftfahrzeuge der Bundeswehr so weit wie möglich den Überflug bewohnter Gebiete. Was war in der März-Nacht los?
"Den Schaden an der Orgel der Celler Pauluskirche bedaure ich sehr. Ob jedoch der Schaden durch Schwingungen und Erschütterungen aufgrund niedrig fliegender Hubschrauber verursacht wurde, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen", sagt Rohmann in seiner Funktion als Standortältester. Allerdings nehme die Bundeswehr solche Verdachtsmomente sehr ernst und werde in weiterer Konsequenz den Sachverhalt "intensiv, objektiv und nachvollziehbar prüfen", so Rohmann: "Ich bitte um Verständnis, dass diese Prüfung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Sobald mir das Ergebnis vorliegt, werde ich die Kirchengemeinde und die zuständigen Stellen informieren."
Nun steht die Paulusgemeinde ohne den mächtigsten Ton im Pedalwerk da. "Immerhin: Vom Orgelbauer Jehmlich in Dresden kam auf Anfrage die Nachricht, dass die Pfeife vermutlich repariert werden könne. Von einen solchen Unfall habe man in der langjährigen Firmengeschichte noch nie gehört", so Jedamzik. Die Gemeinde rechne für die Reparatur mit Gesamtkosten von mehr als 2000 Euro.
Da auch weitere Reparaturarbeiten an der Orgel anstehen, lädt die Paulusgemeinde zu einem Konzert am Samstag, 14. April um 16 Uhr in die Pauluskirche, Rostocker Straße 90, ein: Die Zwillinge Anja und Tanja Erofeeva aus Karelien spielen auf Klavier und Violine eine bunte Mischung aus Klassik und modernen Stücken russischer, deutscher und argentinischer Komponisten. Der Eintritt ist frei, es werden Spenden für die Orgel gesammelt.
Von Fremdfotos / Texte Eingesandt