Flächen, Wände, Formen … die sich – schaut man genauer hin – wölben, aufstapeln, aufbrechen – sich dreidimensional manifestieren und wieder auflösen. In seiner jüngsten Ausstellung beweist sich Knut Steen Wurbs als wahrer Meister des Schraffierens. Eine beeindruckende Demonstration wie viel Ausdruck mit wie wenig Mitteln zu erreichen ist. Ein perfekter Übergang von der Grafik zur Malerei.
Rundgang in Galerie am Kleinen Plan unten starten
Am besten beginnt man den Rundgang durch die Ausstellung in der Celler Galerie am Kleinen Plan im Untergeschoss – vom Künstler empfohlen entgegen dem Uhrzeigersinn. Dort, wo die Arbeiten des in Dänemark geborenen Künstlers ganz pur sind – nur Papier und Bleistift, mehr braucht Wurbs nicht, um den Betrachter gefangen zu nehmen mit seinen dicht an dicht gesetzten Strichelungen. Mal gradlinig, mal in sich verwoben bekommen sie Struktur, werden zu Fronten – nebeneinander, aufeinander gesetzte Quader – von Licht getroffen, von Licht durchbrochen. Eine Metamorphose von massivem Granit, der sich zu wölben beginnt, sich auflöst zu beinahe gläserner Durchlässigkeit – was ist davor, was ist dahinter? Kaum hat das Ganze Räumlichkeit gewonnen, lösen sich Grenzen und Kanten wieder auf, werden federleicht, bekommen ein Fell, werden zu wirrem Blattwerk und dichtem Geäst, manifestieren sich wie in Entwürfen für Bühnenbilder oder abstrakte Skulpturen.
Schraffuren und Öl, Lasuren, Firnis
Die Fort-Entwicklung dieser spielerischen Wandlung setzt sich in den oberen Stockwerken der Galerie fort – nun kommt etwas Farbe dazu. Die Strukturen verändern sich, werden figürlich, verleiten und verlocken zur Interpretation. Momentaufnahmen, die sich bei intensiverer Überprüfung wie durch Zauberhand wieder auflösen – flüchtig wie Sandaufwirbelungen – gehen um sich neu zu formieren. Zur Räumlichkeit kommt die Bewegung. Eine Phalanx von wogenden Gräsern erwartet den Betrachter entlang der linken Wand. Die Halme scheinen im Wind zu wogen … ist da im Dickicht etwas verborgen?
Am intensivsten manifestieren sich Bilder und Eindrücke in den farbigen Bildern im Erdgeschoss. Dort lässt der Künstler Engel schweben, Leiber sich wohlig, verführerisch winden und Segelschiffe in voller Takelage auf sich zu driften. Nur ein Bild unterscheidet sich von den anderen. Öl, Lasuren, Firnis … Kräftige Farben auf dunklem Hintergrund. „Es hat mich nach vielen Jahren mal wieder gereizt, es damit zu probieren“, sagt Wurbs. „Es ist eine sehr aufwändige, zeitraubende Technik, die immer wieder Unterbrechungen fordert“. Bevorzugen würde er deshalb die Arbeiten in einem Zug mit seinen Stiften.
Von Doris Hennies