HAMBÜHREN. Vom Zustand der Brücke wusste man im Hambührener Rathaus bis vor kurzem gar nichts. NDR-Journalisten hatten Bürgermeister Thomas Herbst darauf aufmerksam gemacht. Der Wert 3,5 bedeutet nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen: "Die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben."
Das Problem in Hambühren: Über die Bocksbrücke fahren jeden Tag hunderte oder gar tausende Autos. Das Bauwerk kurz vor dem Ortseingang von Hambühren I gehört zur vielbefahrenen B214. Wenn die Brücke gesperrt werden muss, hätte das ein Verkehrschaos zur Folge. "Das ist quasi eine abrissreife Brücke, für uns kam das komplett überraschend", sagte Herbst der CZ.
Für das Bauwerk verantwortlich ist die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau in Verden. Nach deren Angaben seien die "Hauptmängel" erst im vergangenen Jahr festgestellt worden, sagte Rick Graue, Fachbereichsleiter Brückenbau. An mehreren Stellen liege die Stahlbewehrung frei, weil der Beton abgeplatzt sei. Das habe zur Folge, dass der Stahl rostet. Langfristig könnten statische Probleme auftreten, so Graue. Dazu kämen weitere Schäden.
Im NDR-Bericht heißt es dagegen, dass die Hambührener Brücke schon seit drei Jahren mit der Note 3,5 geführt werde. Entsprechend sauer ist Herbst: "Die B214 ist vor einem Jahr zwischen Celle und Hambühren saniert worden. Warum hat man dann nicht gleich die Brücke mitgemacht?"
Die Landesbehörde hat erklärt, dass ein Neubau geplant sei. Die alte Brücke wird abgerissen. Während der Bauarbeiten werde eine provisorische Überquerung über den Fuhsekanal errichtet, über die der Verkehr abgewickelt werden soll. Baubeginn könnte in drei Jahren sein. Das hängt aber davon ab, ob ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden muss oder nicht.
In den kommenden Jahren soll im Zuständigkeitsbereich seiner Behörde noch eine weitere Brücke im Kreis Celle erneuert werden. Dabei handelt es sich um ein Bauwerk über Bahngleise auf der L298 bei Bergen-Belsen. "Die Brücke ist marode, es ist ein Neubau geplant", sagte Graue. Als Baubeginn wird das Jahr 2020 anvisiert.
Der Landkreis Celle ist auf seinen Straßen für 58 Brücken zuständig. Jede Brücke sei im Abstand von drei Jahren einer Prüfung zu unterziehen, sagte Kreissprecherin Manuela Gollnisch. In diesem Jahr würden drei Kreisstraßenbrücken instandgesetzt: Zwei in Wieckenberg über Alte und Neue Wietze sowie eine in Meißendorf über den Herrengraben.
Nach dem NDR-Bericht sind in Niedersachsen 13 Brücken in ungenügendem Zustand. Mitverantwortlich dafür seien immer mehr Schwerlasttransporte auf den Straßen. Zuletzt seien die Zahlen der Schwerlaster jedes Jahr um zehn Prozent nach oben gegangen. Dazu kommt, dass immer mehr Laster unterwegs sind. Die Brücken – viele stammen aus den 70er Jahren – seien für diese Lasten gar nicht gebaut worden.